Sonntag, 5. Mai 2013

Kirschblüte im Mai

Wenn die Sonne morgens aufgeht und ihr erstes Licht in meinen Garten gießt, geht mir immer das Herz auf.






Und ganz besonders jetzt zur Kirschblütenzeit.
Dieser (Zier)Kirschbaum ist so alt wie ich. Gewachsene, blühende Zeit.




Diese Morelle ist so alt wie mein erstes Enkelkind. 







Und diese süße Knorpelkirsche ist so alt, wie mein zweites Enkelkind:




Dieses Jahr blühen sie alle zusammen. Diese Schönheit rührt so ans Herz, weil sie so vergänglich ist. Wie die Schönheit unserer kleinen Kinder. Wir schauen und wissen, daß aus Blüten Kirschen werden. Wir wissen auch, dass die Kirschen rot leuchten werden und süß schmecken. Trotzdem. Die Blüte ist ein kurzer Gruß. 
Diese überbordende Freude im Mai, in die sich dieses Fünkchen Trübsal mischt, hat der große Erich Kästner so wunderbar in seinem Gedicht DER MAI in dem Zyklus DIE 13 MONATE verdichtet:

DER MAI

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.


Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.


Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.


Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!


Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder!"
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

Erich Kästner


Große Freude!! Trotzdem!
Sonntagsfreude!! Mehr davon sammelt Maria auf dem Kreativberg.

3 Kommentare:

  1. Schön, liebe Lisa! Auch hier gibt es sehr viele Erinnerungen in unserem Garten. Erinnerungen an bereits Verstorbene und auch Lebende.

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  2. Was für ein wunderbares Gedicht! Und ich kannte es noch nicht - danke!

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  3. Liebe Lisa,
    ein Baum so alt wie Du, das ist ja wunderschön und die anderen so alt wie Deine Enkel, bei den Enkeln werde ich auch Bäume pflanzen, bei den Kindern hatten wir noch kein eigenes Grundstück, leider.
    herzlich Judika

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