Samstag, 27. Juni 2015

"Solidarität der Zyniker"
In der Frankfurter Rundschau schreibt heute Christian Bommarius unter diesem Titel einen Kommentar zur Europäischen Flüchtlingspolitik, den ich hier einfach mal wortwörtlich abschreibe( weil er im Internet nicht zu finden ist):

"Wer Augen hat zu sehen und wer Ohren hat zu hören, der wird Augen- und Ohrenzeuge gelebter europäischer Solidarität.
Der sieht die Beschlüsse der EU-Staats-und Regierungschefs, die Abschottung Europas einvernehmlich zu vertiefen und den Schutzraum für Flüchtlinge, der Europa nach eigenem Selbstverständnis sein müsste, zu einem Schutzraum für Europa umzubauen, der für immer mehr Flüchtlinge nur unter akuter Lebensgefahr zu erreichen und zu überwinden ist.
Der hört die Worte der EU- Verantwortlichen, wonach von Transitstaaten wie Niger und Mali als Gegenleistung für Entwicklungshilfe erwartet werden darf, dass sie gefälligst die Durchreise von Flüchtlingen verhindern- 
so würde der hässliche Tod im Mittelmeer zum unsichtbaren Tod in der Wüste verwandelt.

Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der sieht und hört in diesen Tagen nichts von dem Willen der EU- Staats- und Regierungschefs, zumindest die brutalsten Exzesse ihrer Abschottungspolitik zu lindern,
der sieht Politiker, die um unverbindliche Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen schachern,als gehe es um die Zuteilung giftigen Sondermülls,
der hört Politiker, die lauthals Artikel 1 des Grundgesetzes zitieren:"Die Würde des Menschen ist unantastbar" und leise, mit deutlicher Erleichterung hinzufügen:!...aber das Leben ist es nicht."
Das ist die Solidarität der Zyniker."

Ich danke Herrn Bommarius für diesen mir aus dem Herzen und Verstand sprechenden Kommentar.
Ich schäme mich in diesen Tagen so oft so sehr über das Verhalten "unseres" Europas. Eines Europas, dass den Friedensnobelpreis  bekommen hat...
Mir wird kalt in diesen Zeiten der immer monströser und offener zur Schau gestellten Unmenschlichkeit. 

Was werden wir auf unseren Totenbetten, unser Leben noch einmal betrachtend, über uns sagen können, wir satten Mitteleuropäer: "Wir haben viel besessen..." ?




3 Kommentare:

  1. Du sprichst ein furchtbar wunden Punkt an, während ich momentan nur mit der Wahrung meiner Meinungsfreiheit beschäftigt bin... Ein Thema, das mich relativ gelähmt zurücklässt...
    GLG
    Astrid

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  2. Seit kurzem engagiere ich mich aktiv in der Flüchtlingshilfe....sozusagen als gutes Muttchen sammele ich Spielzeug, lehre Deutsch, kümmere ich mich um Arztbefunde, mein Mann repariert Fahrräder für die Flüchtlingskinder. Und dann werden Leute abgeschoben, weil sie zuerst den Boden Europas in Spanien betreten haben. Ohne Ansehen der Person, der Situation, einfach weil das Asyylrecht es zulässt. wieder einer weniger. Mit einer unbefirsteten Duldung hier zu leben heisst... nirgends Wurzeln zu schlagen. Ich bin schockiert über die "Rechtslage" und merke, daß es nicht damit getan ist, ein netter Mensch zu sein. Was das für mich bedeutet, weiß ich noch nicht..... dennoch, ein lieber Gruß an dich Gitta

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  3. Ja, auch mich schaudert es immer wieder... So verlogen, egoistisch, ausgrenzend diese Politik. Und so viele Menschen stört das gar nicht..., der Stammtisch würde lieber noch viel härter "durchgreifen". Lieben Gruß Ghislana

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