Maria 2.0
Und nun: mit offenen Mündern.
Warum wir auf dem Weg sind- und doch
bleiben
Warum geht Ihr nicht? Geht doch, wenns Euch nicht passt!! Macht doch was ganz Neues!
Drei von vielen Reaktionen auf Maria
2.0. Ich bin in der katholischen Kirche, seit ich am Tag meiner Geburt getauft
wurde.
Das Leben der Kindheit war eingebettet
in den Reigen des Kirchenjahrs. Von Anspannung zur Freude, von Ungeduld zur
Erfüllung, von Verzicht zur Sinnenfreude, von Langeweile zur Begeisterung-
alles eingebettet zwischen Weihnachten und Ostern, zwischen Pfingsten und
Weihnachten.
Der Glaube war nicht nur die
Sonntagsstunde in der Kirche. Er war Teil des alltäglichen Lebens. Kein Essen
ohne Dank, kein Aus-dem-Haus-Gehen ohne Segen, kein Schlafengehen ohne
Nachtgebet, kein Namenstag ohne Schokolade, keine Fastenzeit ohne Verzicht.
Geborgen war es. Streng war es. Im
Heranwachsen immer schwieriger, je mehr Fragen nicht beantwortet wurden, weil
man nicht, schon gar nicht als kleines Mädchen, zu hinterfragen hatte.
Heute stellen wir die Fragen. Laut und
deutlich. Wir tun es, weil die Kirche wie unsere Haut ist, die wir uns nicht
vom Leibe reißen können, ohne uns zu verletzen. Weil wir mit ihr (über)leben
wollen.
Sie ist Teil unserer Identität.
Sie ist wie ein geliebter Partner, der
sich zurückgezogen hat, der seine Stärke nicht mehr spürt und deshalb meint,
alles bestimmen zu müssen. Der seine Zärtlichkeit verloren hat und launisch geworden ist. Der sich nicht
mehr über das gute Essen freut, dass man ihm hinstellt. Der nicht mit uns
sauber macht, nicht den Feudel schwingt und hilft den Staub aus den Ritzen zu
kehren. Der seine Kinder nicht mehr anschaut, nichts aufregendes mit ihnen
unternehmen mag, sie immer die gleichen Wege führt, ihre Neugier lästig und
ihren Freiheitsdrang bedrohlich findet.
Wir lieben ihn aber. Wir haben Liebeskummer.
Wir möchten mit ihm reden.
Aber er sagt: „Nicht in diesem Ton!“
Wir möchten mal tanzen lernen mit ihm.
Aber er sagt:“ Das haben wir doch noch
nie gemacht!“
Wir möchten mit ihm wandern gehen auf
abenteuerlichen Wegen.
Aber er sagt: „ Ich kenne die Wege.
Alle anderen führen in den Abgrund“.
Wir wollen die Fenster aufreißen.
Aber er sagt: „Es zieht“.
Wir schreiben ihm ein Gedicht.
Aber er sagt: „Interessiert mich
nicht.“
Wir möchten mit ihm beten
Aber er sagt: „ Du machst das falsch.“
Wir sind gebunden. Wir haben Kinder.
Wir haben ein Haus. Wir haben Verantwortung.
verANTWORTung
Er ist nicht bereit für eine
Paartherapie.
Darum fangen wir schon mal an.
Mit Aufräumen. Mit neuen Wegen. Mit
Tanzen lernen. Mit Reden.
Vielleicht schaut er ja zu. Vielleicht
wiegt er sich schon ein bisschen zur Musik. Vielleicht wird er neugierig.
Vielleicht betört ihn die Poesie. Vielleicht bekommt er ein zärtliches Gefühl.
Wir fangen einfach an. Komm doch mit,
Geliebter. Bleib nicht auf Deinem alten Sessel sitzen. Schau mal, der Stoff
unter Deinem Hintern ist schon ganz dünn geworden. Wir lassen ihn neu beziehen.
Auch aufpolstern. Dann sitzt Du höher, aufrechter. Nicht so eingesunken. Ist auch
besser für Dein Rückgrat.
Komm, wir machen die Fenster auf. Die
Sonne scheint. Morgen tapezieren wir neu.
Und diese Wand, die kann weg- dann wird
hier alles etwas weiter. Und wir kochen ein leckeres Essen, zusammen mit den
Kindern. Nach dem Rezept von meiner Mutter. Aber mit diesem neuen Gewürz. Oh
ja, dann machen wir die Türen auf! Die Nachbarn sind doch eigentlich nett! Wir
laden sie schon mal ein. Weißt Du was, den Zaun im Garten zu den Nachbarn, den
sollten wir abreißen. Dann können die
Kinder auch viel besser zusammen spielen. Und wir sitzen im großen Garten mit
den Nachbarn und lernen sie endlich mal besser kennen. Komm, steh auf
Geliebter. Komm doch! Komm, wir fangen an. Keine Angst!
Deine Worte hier, aber auch gestern im Radio ( ich hab die Sendung dann noch mal am Abend gehört ) lassen mich dich und die anderen Frauen sehr gut verstehen, warum gehen für euch nicht möglich ist ( es ist ja nicht so, dass ich beim Gehen damals nur zornig war. Meine Trauer ist mir unlängst hoch gekommen, als der Enkel über den Verlust seines Glaubens sprach. ). Eure Bilder sind einfach beeindruckend und nachvollziehbar und schön dazu und lassen eure Religiosität leuchten, mehr als es die dürren Worte so vieler Kirchenoberen es vermögen.
AntwortenLöschenWeiterhin in Gedanken dabei...
Astrid
dazu braucht es eigentlich keinen Kommentar
AntwortenLöschennur den..
es ist eine Liebeserklärung die mir die Augen feucht werden läßt..
alles Gute
Rosi
Ich kann Dir nur von Herzen gratulieren. 72 Jahre bin ich alt und kämpfe inzwischen völlig ratlos mit meinen Gedanken über diese Kirche der Ausgrenzung. Mein ganzes jahrelanges Engagement ist eigentlich ins Leere gelaufen. In unserer Gemeinde gibt es großartige Leute, die genau wie Du und Deine Mitstreiterinnen denken. Aber es bleibt die Wut im kleinen Kreis. Eine Vernichtung von Ressourcen, die geradezu atemberaubend ist. Vor einigen Wochen ein Interview in unserer Zeitung mit dem neuen Kaplan der Hauptpfarre, dass mich in die 50ger Jahre zurückversetzt. Was soll da noch kommen? Ich wünsche Euch viel, viel Kraft.
AntwortenLöschenMagdalena
Ein starker Text und ein starkes Bild! Ich bin ja im Konkurrenzverein und beneide euch Katholik(inn)en ja um vieles, aber weiß Gott nicht um alles. Ich hoffe, dass die Dinge sich bessern lassen...
AntwortenLöschenWas für wunderbare, reflektierte Worte, die das Problem allzu gut beschreiben! Danke dir dafür!
AntwortenLöschenViele Grüße
Steffi
ih bin ja ein heidenkind, unterstütze euch aber voll und ganz!!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
In Gedanken so bei euch... Liebe Grüße Ghislana
AntwortenLöschenMeine Güte, ein toller Text und eine super Aussage.Werde mir nach unserem Urlaub mit Hund in Südtirol deine Seite mal ganz genau anschauen.Sind wirklich tolle Bilder und Artikel bisher zu sehen.Egon
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