Seebrücke
Aus gegebenem Anlass hier der Text eines kleinen Beitrags bei der heutigen Münsteraner Seebrückendemo.
Da wir aus unserer Gemeinde heraus eine Mahnwache angeleiert haben, wurden wir gebeten, einen Redebeitrag aus christlicher Sicht beizusteuern. Das habe ich gern getan und da mich einige Teilnehmer fragten, ob sie das Manuskript haben könnten, habe ich ihnen gesagt, sie sollen bei "strohzugold" schauen.
Hier nun also mein Text:
Liebe Leute,
warum ich als Christin hier mitmache. Darüber soll ich ein
paar Worte sagen.
Aber da muss ich was vorschicken:
Ich stehe hier als Lisa Kötter, mit einer Haltung , die ich
mit Millionen Menschen teile. Mit Muslimen, Atheisten, Agnostikern, Juden,
Buddhisten , Christen aller Coleur und und und...:
Uns alle verbindet eine menschliche Haltung.
Warum möchte ich dann als Christin hier was sagen?
Weil es , nicht nur in unserem Lande, tatsächlich Menschen
gibt, die von einer „Rettung des christlichen Abendlandes“ sprechen oder
schreien, damit aber in Wirklichkeit Abschottung und Ausgrenzung meinen.
Sie
haben Angst um Weihnachtsmärkte, aber wissen nichts davon( oder verschweigen es
wohlweisslich...), dass Weihnachten kein Glühwein und
süßerdieGlockennieklingen- Fest ist, sondern dass dieses Ereignis vor 2000 Jahren der harte
Beginn einer knallharten Lebensgeschichte war.....Mit Obdachlosigkeit, Flucht,
Armut, mit Ausgrenzung, Verleumdung und
Hinrichtung.
Und freilich auch mit einer Botschaft. Und nun also:
Warum es für mich als Christin unumgänglich ist, die
„Seebrücke“ zu unterstützen:
Als Christin kann ich keinem menschlichen Leid achselzuckend
oder gleichgültig gegenüberstehen. Egal, ob ich es bei mir vor der Haustür sehe
oder es über die Medien zu mir gelangt.
Als Christin kann ich auch keine politische Haltung oder
politisches Handeln gutheißen, welches Elend und Sterben billigend in Kauf
nimmt, um Ziele wie Abschreckung und Abschottung zu erreichen.
Diese Art des politischen Handelns ist populistisch. Sie ist
menschenverachtend.
Das Schlimme an populistischen politischen Strömungen war
und ist ja, dass es für sie Menschen gibt, auf die es nicht ankommt. Deren
Leben und das ihrer Kinder und Nachkommen keine Rolle spielt und spielen soll
in unserer Welt...
Papst Franziskus bezeichnet diese Haltung im Apostolischen
Schreiben „Evangelii Gaudium“ als „Ausschließen“ (Kap. 53,f) :
Er sagt darin, dass mit der Ausschließung von Menschen ihre Zugehörigkeit zur
Gesellschaft an der Wurzel getroffen ist. Die Ausgeschlossenen befinden sich
nicht einfach in der Unterschicht oder am Rande der Gesellschaften, sie werden
nicht einfach nur ausgebeutet und gehören zu den Machtlosen. Sondern sie stehen
draußen.
Sie sind Müll, „Abfall“
Weiter spricht er von einer tiefen anthropologischen Krise
unserer Gesellschaften:
Der Leugnung des Vorrangs des Menschen.
Stattdessen
sieht er eine „ neue erbarmungslose Form im Fetischismus des Geldes und der
Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht“ ( Kap. 55)
Durch die heutige Autonomie der Märkte, so Franziskus, wird
das Kontrollrecht der Staaten bestritten, über den Schutz des Gemeinwohls zu
wachen.( Kap. 56)
Ich persönlich würde jedem Politiker, bei dem diese
Gesinnung in seinem politischen Denken und Tun zu Tage tritt, nahelegen, keiner
Partei angehören zu dürfen, die ein
christliches „C“ im Namen führt,
Seit es Menschen gibt mit ihren Sehnsüchten nach einem guten
Leben, nach ethischen Lebensweisen, nach Spiritualität und Geborgenheit, die
sie ausdrücken in Märchen, Geschichten, Poesie und heiligen Schriften, haben
sie sich auf den Weg gemacht, ihr Glück zu suchen. Bei all den Kleinsten
Brüdern der Brüder Grimm, bei all den armen Töchtern in unseren modernen
Film-Märchen akzeptieren wir dieses Streben nach einem guten Leben, freuen uns, wenn den Helden und
Heldinnen ein Happy End beschieden ist....
Kämpfen sich aber unsere Zeitgenossen unter größten Gefahren
und oft genug unter schwierigsten, oft gewalttätigen Umständen
bis zu uns durch, bezeichnen wir sie
abwertend und hämisch als
Wirtschaftsflüchtlinge oder belegen sie mit schlimmeren Bezeichnungen. Damit
sprechen wir ihnen das Recht ab, nach einem besseren Leben zu suchen.
Dieser Jesus Christus hat uns eine neue Sicht auf Gott
gezeigt, indem er ihn mit Papa anredete und als liebendes Gegenüber begriff. Nicht mehr zitternd vor Furcht als
rachsüchtigen eifersüchtigen Patriarchen.
Er wollte uns zeigen, wie wir miteinander
leben können: Solidarisch. Mit einer unbedingten Hinwendung zum Nächsten, zum „ geringsten Bruder“ . Das ist überhaupt nicht herablassend
gemeint, denn dieser Geringste ist immer das Göttliche im Nächsten.
Wir sind alle Gottes geliebte Kinder. Und das ist nichts
Geringes. Namaste, der Gruß der Hindus
meint das Gleiche: Ich ehre das Göttliche in Dir.
Wir müssen uns
umeinander kümmern.
Unbedingt! Da gibt es gar kein wenn und aber!!!
Wir Christen haben es da eigentlich gut. Denn wir haben noch
etwas mit auf den Weg bekommen und da sind wir wieder bei Weihnachten, denn da schallt es aus 1000 Engelkehlen: Ein lautes, stärkendes „Fürchte Dich nicht!“
Wir sind nämlich Erlöste. Alle. Wir alle.
Es kommt auf jeden Menschen an. Jedes Leben ist kostbar,
jedes Leben ist heilig.
Darum: Sichere Häfen!
Rettet die Menschen!
Und nehmt sie auf in unserer Mitte!
Um Gottes Willen, rettet die Menschen!
Am Mittwoch wird Münsters Rat entscheiden, ob die Stadt bereit ist zusätzlich zum Soll noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. So wie schon viele deutsche Städte.
Platz ist. Und Münster ist eine sehr reiche Stadt...
In der WN steht heute das Ergebnis einer Umfrage unter Münsters Bürgern: Über 60% sind demnach dafür, mehr Geflüchtete aufzunehmen. Gott sei Dank!
(leider lässt sich die Seite nicht im Internet aufrufen)