Sonntag, 31. Juli 2016

Paradiesische Seiten

lagen im Briefkasten. Von Moni kam im Rahmen der diesjährigen Sommer- MailArt, diese wunderschöne Post






mit diesem atemberaubenden Inhalt










Hab vielen lieben Dank, liebe Moni! Drucke wie auch Texte sind einfach bezaubernd und bereichernd!

Den Brief von Christine, der sich auch schon einfand, werde ich erst morgen, ganz standhaft!, öffnen.


Auch auf der Wiese, oder besser dem Rasen, herrschen für diese hübschen Leute scheinbar paradiesische Verhältnisse. Sie schießen grad wie Pilze aus dem Boden




und ein kleines Farbparadies für die Füße vorm Bett fand ich beim Gebrauchtwarenhändler( wo ich eigentlich alte Bauklötze suchte- hat jemand vielleicht grade welche über? Dürfen auch ruhig schon abgegrabbelt sein, sind nicht fürs Kind, sondern für die Kunst...)




Und nun schon mal ein Ausblick auf die nächste Ausstellung, wir nennen sie:

Frisches und Eingemachtes



Eröffnung: 2. September, 18 Uhr, Rittergut Besenhausen, 37133 Friedland
Tägl. bis zum 11.September 13 - 18 Uhr geöffnet 
montags und dienstags geschlossen (oder auf Anmeldung gerne auch individuell geöffnet...)

Dieses Jahr werde ich nicht in meinem Atelierhäuschen, meinem persönlichen kleinen fast-Paradiesort,  ausstellen,
sondern gemeinsam mit meiner Freundin Katja ( von der die beiden rechten Bildausschnitte oben sind) grad nebenan, in verschiedenen Räumen des Gutes Besenhausen. 

Unter anderem in der Handweberei Rosenwinkel, (die auch ein Café mit allerfeinsten selbstgebackenen Torten betreibt), im Hofatelier, im alten Gesindehaus und so weiter- wir schauen mal.

Schon jetzt: Herzliche Einladung!





Donnerstag, 21. Juli 2016

Cok Ayip, Herr Erdogan, 
Cok Cok Ayip!!!


Das, was alle Großmütter und Mütter in der Türkei zu ihren Enkeln und Kindern sagen, die sich schlecht benehmen, das sage ich voller Empörung und Verachtung zu diesem machtgeilen, ungezogenen, intriganten,  größenwahnsinnigen, hasserfüllten Despoten:

Schämen Sie sich, Herr Erdogan!
Schämen Sie sich sehr!

Meine Gedanken sind bei all den aufrechten, unverblendeten, friedliebenden Menschen in der Türkei. Die Angst haben müssen, dass sie die nächsten sind, die verhaftet werden. 
Aus fadenscheinigen Gründen. Aus politischen Gründen. Aus weltanschaulichen Gründen. Aus Willkür und Fernsein jeglichen liberalen Gedankens. Ich bewundere jeden und jede, die es noch wagen, in der Türkei den Mund aufzumachen und dem Despoten zu widersprechen. 


******************************************************



Und neben und trotz all diesen Schreckens gab es in Besenhausen blauen Himmel.



und Kirschen im Überfluss...




... aus denen ich Lavashak hergestellt habe








Ausserdem gibt es frische Bilder




















auch mal wieder ein paar Birken.





Zurück in der Stadt erwarteten mich gestern diese paradiesischen Freuden im Briefkasten:

von Tabea




und von Susanne



...die ersten wunderbaren Ergebnisse der Sommermailart.

Habt vielen Dank! 

Samstag, 9. Juli 2016

Bayrische Wanderpause



...ich weiß, ich habe es gut.
 Beim Wandern dehnt sich die Zeit, der Tag wird wieder kindheitslang, die Wunder durchströmen Körper und Seele. 

Euch allen eine schöne nächste Woche!

Montag, 4. Juli 2016

Der Norden



...ist ganz anders. Das wissen wir alle.  Licht im Überfluss, aber nur im Sommer. Platz im Überfluss, Wald, Pilze , Beeren, Museen, Bahnhofstoiletten, Schulen, Seen und Flüsse.....gehören allen. Und werden also von allen genutzt, geachtet, gepflegt, nicht verdreckt, nicht verschmiert. Das Vertrauen der Gesellschaft, dass jeder dies auch tut, ist selbstverständlich. Lang erprobt und gewollt. Die sehr wenigen Ausnahmen kann das Land verkraften. 

Eine kleine Geschichte dazu, wie man dort ganz anders, grad auch mit angstbesetzten Konflikten umgehen kann:

Seit etwa zwei Jahren sitzen vor jedem, wirklich jedem Supermarkt in Göteborg ein bis zwei Menschen des Volkes der Sinti und Roma. Sehr wenige versuchen ein paar Holzlöffel zu verkaufen. Die meisten betteln um Geld.
Keiner weiß genau, wo sie wohnen. Es gibt ein paar wilde Lager in der Hafengegend. Viele wohnen auch bei Verwandten in deren Wohnungen. Aber die Stadt hat da keine Übersicht, und keinen Kontakt zu den Betroffenen. Es gibt große Verständigungsprobleme, praktisch niemand der Sinti und Roma kann Schwedisch.  Englisch nur rudimentär. 
Es gab, trotz dieser "Fremdübernahme" der Supermarkteingänge,  weder Verweise, Räumungen, Verbotsschilder, Bildung von Bürgerwehren, Demos von besorgten Bürgern, Gesetzesverschärfungen, Übergriffe der einen oder anderen Seite, noch verbreitete Hetze gegen die Fremden.

Nichtsdestotrotz sah sich die Stadt genötigt, etwas zu tun. Weil sie, und hier wird es spannend, die Menschen, die sich offensichtlich in dieser Stadt zum Bleiben einrichten, mit hineinnehmen wollen in die Stadtgesellschaft. Und dies nicht als Reaktion auf Druck von Wahlberechtigten, sondern aus dem Selbstverständnis, möglichst alle mitzunehmen. 
So wurde ein bekannter Mediator eingestellt, der zunächst mal sondiert, worum es den Leuten geht, wer für sie sprechen kann, Kommunikation aufbaut, Ängste und Misstrauen auf beiden Seiten herausfindet und zur Sprache bringt.
Wünsche und Forderungen formulieren, Ziele abstecken, lernen, miteinander zu reden. Ein pragmatischer Prozess ist eingeleitet.

Dass es eine Gesellschaft gibt, die sich um einen vertrauensvollen Umgang mit ihnen bemüht, ist für Sinti und Roma wahrscheinlich eine ganz neue Erfahrung. Als "Fahrendes Volk" kennen sie seit Jahrhunderten kaum anderes als Ablehnung oder romantisierende Vorstellungen ihrer Art zu leben. 

Was mich so bewegt an dieser kleinen Stadtgeschichte, ist das Selbstverständnis vom miteinander. 
Plötzlich kommen Menschen, die waren vorher nicht da. Die leben ganz anders, reden anders, sehen ganz anders aus. 
Die Reaktion ist nicht Ablehnung, sondern erstmal Ratlosigkeit, die sich nicht in  Misstrauen und Hetze, sondern in Abwarten ausdrückt.
Und dann der Wunsch, zu verstehen. Die Frage: wie kann es für alle gut werden und was können wir dafür tun? Letztlich: Was können alle gewinnen. Und nicht: Hilfe, die nehmen uns was weg, benutzen unsere schöne, saubere Stadt.

Wie sehne ich mich in unserem reichen, satten, geordneten Land nach ein bisschen mehr von dieser Gelassenheit, diesem Geist des pragmatischen Handelns. 
Der Stadtrat Göteborgs besteht bestimmt nicht aus "Gutmenschen". Aber er hat es nicht nötig, populistisch nach harten Maßnamen zu schreien, weil die Menschen in Jahrzehnten den generellen Weg, für alle ein gerechtes Leben zu ermöglichen, verinnerlicht haben. 
Dass auch in Schweden nicht das Paradies ist, dass es auch dort Fremdenfeindlichkeit und Nazis, Nationalismus und Egoismus gibt, weiß ich natürlich. 
Aber spürbar ist, dass man einem Gegenüber erstmal vertraut, nicht misstraut. Das ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Eine schöne Regel. 

So habe ich nicht nur das Licht, das Wasser, die schon reifen Blaubeeren und die liebe Reisegesellschaft genossen, sondern auch diese und andere Geschichten gesammelt und mich an ihnen gefreut. 
Und Midsommar gefeiert. Schwedisch und international. Tack! 


PS: Bei unserer Midsommar-Feier lernte ich einen jungen Mann aus Uruguay kennen. Gelernter Koch, der seine Schwester in Göteborg besuchen und den uruguayischen Winter dort arbeitend verbringen wollte. Nach einer Woche hatte er eine sehr gut bezahlte Arbeitsstelle in seinem Beruf gefunden, Wohnung und jede Menge Freunde.

Mein vor fast drei Jahren nach Deutschland geflohener Nachbar, der ein hochqualifizierter Informatiker ist und im Iran ein Team von Informatikern geleitet hat, hat hier bisher in einem Obstladen arbeiten können( wobei er sich nie beklagt hat, dass er seinen Verdienst bis auf 50€ an das Arbeitsamt zurückgeben muss), wo er morgens um 6 Uhr das Obst auspackt und schön aufbaut. 
Nach Jahren des Wartens konnte er nun endlich ein 4wöchiges Praktikum in seinem Beruf absolvieren in einer großen Firma. Dachte er. Er hat 4 Wochen nur an seinem Schreibtisch gesessen. Niemand war für ihn zuständig, niemand hat ihm etwas erklärt oder gezeigt. Die Firma wird sich damit schmücken, dass sie einem Geflüchteten einen Praktikumsplatz ermöglicht hat.
Er hat mehrfach gebeten, ihm eine Aufgabe zu geben. Vergebens. Ein gutes Zeugnis haben sie ihm allerdings ausgestellt. Fürs Nichts- Tun, wie er sagt.

Ich kenne inzwischen hunderte solcher Geschichten von Verschwendung der Energien junger Leute, die zu uns kommen und ihren Teil beitragen wollen. Aber nur auf bürokratische Hürden stoßen. Zur Langeweile verdammt sind, sich unterfordert fühlen, nicht zeigen dürfen, was in ihnen steckt. Teilweise Monate auf Sprachkurse warten.... 
Das geht nach hinten los, sehr verehrte Bürokraten und Zettelweltler. Was tun wir unseren Mitmenschen nur an mit diesem kafkaesken Getue!  
  

Astrid Lindgren, gezeichnet mit ihrem Emil, bei uns als Michel  bekannt, vom großartigen Björn Berg, der uns die wunderbaren Michel-Illustrationen geschenkt hat.
Sie hat in schlichten Sätzen so viel gesagt über Mut, Mitmenschlichkeit und gelingendes Leben, wofür Philosophen und Staatsmänner regaleweise Schriften brauchen. Sie war und ist ein Segen.
Der Norden


...ist ganz anders. Das wissen wir alle.  Licht im Überfluss, aber nur im Sommer. Platz im Überfluss, Wald, Pilze , Beeren, Museen, Bahnhofstoiletten, Schulen, Seen und Flüsse.....gehören allen. Und werden also von allen genutzt, geachtet, gepflegt, nicht verdreckt, nicht verschmiert. Das Vertrauen der Gesellschaft, dass jeder dies auch tut, ist selbstverständlich. Lang erprobt und gewollt. Die sehr wenigen Ausnahmen kann das Land verkraften. 

Eine kleine Geschichte dazu, wie man dort ganz anders, grad auch mit angstbesetzten Konflikten umgehen kann:

Seit etwa zwei Jahren sitzen vor jedem, wirklich jedem Supermarkt in Göteborg ein bis zwei Menschen des Volkes der Sinti und Roma. Sehr wenige versuchen ein paar Holzlöffel zu verkaufen. Die meisten betteln um Geld.
Keiner weiß genau, wo sie wohnen. Es gibt ein paar wilde Lager in der Hafengegend. Viele wohnen auch bei Verwandten in deren Wohnungen. Aber die Stadt hat da keine Übersicht, und keinen Kontakt zu den Betroffenen. Es gibt große Verständigungsprobleme, praktisch niemand der Sinti und Roma kann Schwedisch.  Englisch nur rudimentär. 
Es gab, trotz dieser "Fremdübernahme" der Supermarkteingänge,  weder Verweise, Räumungen, Verbotsschilder, Bildung von Bürgerwehren, Demos von besorgten Bürgern, Gesetzesverschärfungen, Übergriffe der einen oder anderen Seite, noch verbreitete Hetze gegen die Fremden.

Nichtsdestotrotz sah sich die Stadt genötigt, etwas zu tun. Weil sie, und hier wird es spannend, die Menschen, die sich offensichtlich in dieser Stadt zum Bleiben einrichten, mit hineinnehmen wollen in die Stadtgesellschaft. Und dies nicht als Reaktion auf Druck von Wahlberechtigten, sondern aus dem Selbstverständnis, möglichst alle mitzunehmen. 
So wurde ein bekannter Mediator eingestellt, der zunächst mal sondiert, worum es den Leuten geht, wer für sie sprechen kann, Kommunikation aufbaut, Ängste und Misstrauen auf beiden Seiten herausfindet und zur Sprache bringt.
Wünsche und Forderungen formulieren, Ziele abstecken, lernen, miteinander zu reden. Ein pragmatischer Prozess ist eingeleitet.

Dass es eine Gesellschaft gibt, die sich um einen vertrauensvollen Umgang mit ihnen bemüht, ist für Sinti und Roma wahrscheinlich eine ganz neue Erfahrung. Als "Fahrendes Volk" kennen sie seit Jahrhunderten kaum anderes als Ablehnung oder romantisierende Vorstellungen ihrer Art zu leben. 

Was mich so bewegt an dieser kleinen Stadtgeschichte, ist das Selbstverständnis vom miteinander. 
Plötzlich kommen Menschen, die waren vorher nicht da. Die leben ganz anders, reden anders, sehen ganz anders aus. 
Die Reaktion ist nicht Ablehnung, sondern erstmal Ratlosigkeit, die sich nicht in  Misstrauen und Hetze, sondern in Abwarten ausdrückt.
Und dann der Wunsch, zu verstehen. Die Frage: wie kann es für alle gut werden und was können wir dafür tun? Letztlich: Was können alle gewinnen. Und nicht: Hilfe, die nehmen uns was weg, benutzen unsere schöne, saubere Stadt.

Wie sehne ich mich in unserem reichen, satten, geordneten Land nach ein bisschen mehr von dieser Gelassenheit, diesem Geist des pragmatischen Handelns. 
Der Stadtrat Göteborgs besteht bestimmt nicht aus "Gutmenschen". Aber er hat es nicht nötig, populistisch nach harten Maßnamen zu schreien, weil die Menschen in Jahrzehnten den generellen Weg, für alle ein gerechtes Leben zu ermöglichen, verinnerlicht haben. 
Dass auch in Schweden nicht das Paradies ist, dass es auch dort Fremdenfeindlichkeit und Nazis, Nationalismus und Egoismus gibt, weiß ich natürlich. 
Aber spürbar ist, dass man einem Gegenüber erstmal vertraut, nicht misstraut. Das ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Eine schöne Regel. 

So habe ich nicht nur das Licht, das Wasser, die schon reifen Blaubeeren und die liebe Reisegesellschaft genossen, sondern auch diese und andere Geschichten gesammelt und mich an ihnen gefreut. 
Und Midsommar gefeiert. Schwedisch und international. Tack! 

PS: Bei unserer Midsommar-Feier lernte ich einen jungen Mann aus Uruguay kennen. Gelernter Koch, der seine Schwester in Göteborg besuchen und den uruguayischen Winter dort arbeitend verbringen wollte. Nach einer Woche hatte er eine sehr gut bezahlte Arbeitsstelle in seinem Beruf gefunden, Wohnung und jede Menge Freunde.

Mein vor fast drei Jahren nach Deutschland geflohener Nachbar, der ein hochqualifizierter Informatiker ist und im Iran ein Team von Informatikern geleitet hat, hat hier bisher in einem Obstladen arbeiten können( wobei er sich nie beklagt hat, dass er seinen Verdienst bis auf 50€ an das Arbeitsamt zurückgeben muss), wo er morgens um 6 Uhr das Obst auspackt und schön aufbaut. 
Nach Jahren des Wartens konnte er nun endlich ein 4wöchiges Praktikum in seinem Beruf absolvieren in einer großen Firma. Dachte er. Er hat 4 Wochen nur an seinem Schreibtisch gesessen. Niemand war für ihn zuständig, niemand hat ihm etwas erklärt oder gezeigt. Die Firma wird sich damit schmücken, dass sie einem Geflüchteten einen Praktikumsplatz ermöglicht hat.
Er hat mehrfach gebeten, ihm eine Aufgabe zu geben. Vergebens. Ein gutes Zeugnis haben sie ihm allerdings ausgestellt. Fürs Nichts- Tun, wie er sagt.

Ich kenne inzwischen hunderte solcher Geschichten von Verschwendung der Energien junger Leute, die zu uns kommen und ihren Teil beitragen wollen. Aber nur auf bürokratische Hürden stoßen. Zur Langeweile verdammt sind, sich unterfordert fühlen, nicht zeigen dürfen, was in ihnen steckt. Teilweise Monate auf Sprachkurse warten.... 
Das geht nach hinten los, sehr verehrte Bürokraten und Zettelweltler. Was tun wir unseren Mitmenschen nur an mit diesem kafkaesken Getue!