Sonntag, 19. April 2015

Seit Anfang des Jahres sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk mehr als 900 Menschen bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer gestorben.

Heute Nacht kamen noch einmal 700 dazu.

Jede und jeder mit Eltern, Brüdern und Schwestern, geliebten Menschen und Freunden, die sich fragen, ob sie es geschafft haben. Die irgendwann von Trauer übermannt werden und nicht mal einen toten Körper haben, den sie bestatten können.

Es sind unsere Grenzen. Es sind unsere, sich christlich oder demokratisch oder "westlichen Werten" verpflichtet fühlenden, Regierungen, die das zulassen. 
Indem sie das lebensrettende "Mare Nostrum" abschafften

Indem Landesgrenzen so dicht gemacht wurden, dass auch Flüchtlinge, denen es möglich wäre über Land zu kommen, keine andere Möglichkeit haben, als sich von kriminellen 
Schleppern in Nussschalen auf See schleusen zu lassen.

Indem es für Flüchtlinge quasi keine legale Möglichkeit gibt, nach Europa zu gelangen.

Indem in den  Medien immer wieder offen oder subtil das Gefühl verbreitet wird, das "Boot" Europa sei voll und wir würden bei Öffnung der Grenzen von den Armen und Geschundenen dieser Welt überrannt. Als ob es nicht für jeden Einzelnen, der sich auf den Weg macht, eine ausweglose Situation gäbe. Als ob Flucht nichts anderes wäre als eine Lustreise. Wer macht sich schon ohne Not heimatlos?!

Was für eine Schande!

7 Kommentare:

  1. Da kann ich dir (leider) nur völlig zustimmen.
    Schlimm finde ich auch, wie darüber immer berichtet wird - eher so am Rande, kurz vorm Ende der Nachrichten. Wenn ein Flugzeug mit ein paar Deutschen abstürzt, hagelt es Sondersendungen. Das war zwar auch schlimm, aber im Vergleich finde ich was da im Mittelmeer passiert so viel schlimmer...

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    1. Genau so sehe ich das auch !!!...tatsächlich war in dem Boot nicht mal ein Deutscher... also uninteressant

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  2. :( ... mich macht das alles im moment so sprachlos...

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  3. Ja! "Ich kann nur hoffen, sagte ich, daß es keinen Gott gibt und kein Jüngstes Gericht, denn segnen würde er keinen von uns satten gefühllosen Weißen, es sei denn, er wäre wirklich nur unser Gott." (Christa Wolf: Stadt der Engel)
    (Und dann die Hoffnung, dass es eben doch einen gibt. Der mit offenen Armen empfängt. Aufnimmt. Mit leidet. Tröstet. Brot und Wein großzügig teilt.

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  4. Vor kurzem las ich von einem Mann, der sich ein Schiff gekauft hat von seinem ersparten Geld. Er will damit losfahren und Flüchtlingen vor Ort ( Im Meer ! ) helfen. Einfach so... ich finde das großartig und wünschte, ich hätte den Mut so etwas zu tun.
    So jemand ist wenigstens eine Hoffung.

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  5. Maya Alkhechen floh mit ihrer Familie über das Mittelmeer. Auf einem Boot, acht Meter breit, 20 Meter lang. 310 Menschen befanden sich an Bord, die Flucht dauerte sechs Tage und sieben Nächte. Alkhechen erzählte eindrücklich von ihrer Flucht und der Panik, die sie in all der Zeit durchlitt. Ihre zwei Kinder saßen auf ihrem Schoß und bei jeder Welle fragte sie sich "Wen werde ich halten? Werden sie zusehen, wie ich ertrinke, oder werde ich sehen, wie sie ertrinken?" Das gestern bei Jauch zu hören läßt einen erschaudern. Bilder von überfüllten Booten und im meer umherschwimmenden Leichen sprechen für sich. Nicht jeder ist in der Lage zu agieren wie Harald Höppner, der mit der Sea-Watch im Mittelmeer Menschenleben retten will. Was aber ein Jeder mindestens tun kann ist, sich auch in öffentlichen Diskussionen oder im Alltag, wo die Emotionen schnell hoch schaukeln, sich auf die Seite von Notleidenden zu stellen. Vielen Dank für deinen Beitrag.

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  6. liebe lisa, ich könnte im moment nur schreien. vor wut und völligem unverständnis, was mit diesen menschen gemacht wird. ja: eine schande hoch zehn, was sich die reichen europäischen staaten dort leisten.

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