und ich
Astrid ruft im November auf, etwas über unser Verhältnis zum Feuer zu schreiben. Das tu ich gern, zumal mir je länger ich nachsinne, destomehr einfällt, was mich mit dem Feuer verbindet.
dieses kleine Bild habe ich mit Acryl und Feuer gemalt
Ohne Feuer kann ich mir weder mein Heim, weder Sommer noch Winter, weder Ostern noch Weihnachten noch sonst eines unserer Feste vorstellen.
Seit ich mit 17 Jahren mein Elternhaus verlassen habe, gab es nur ein einziges Jahr, in dem ich ohne Holzofen leben musste, um die äußere Wärme zu erzeugen, die ich, meine WG- Mitbewohner und später meine Familie zum Leben brauchte.
Jahrelang wärmten wir uns, kochten und buken wir mit unserer geliebten Küchenhexe.
dies ist nicht die originale Familienhexe, von ihr besitze ich keine digitalen Fotos, sondern eine andere geschenkte, die ich im Moment nicht angeschlossen habe.
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Ich liebe das Feuermachen am Morgen, das Knistern und Rascheln der Flammen, die Wärme, die sich augenblicklich einstellt,
das Kauern vor dem Ofen, der Rücken noch kühl, die Hände gewärmt von der ersten Tasse Tee, die Gedanken noch halb in der Nacht, halb beim neuen Tag.
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Im Moment besitze ich 4 Öfen.
Zwei stehen hier in unserer Stadtwohnung, im Wohnzimmer und in meiner Werkstatt, und zwei stehen in meiner Besenhäuser Hütten-Werkstatt: dieser gute alter Emailleofen sowie ein alter kleiner gußeisener Jotulofen.
Meinen Liebslingsofen, einen großen Guss- Jotul, den ich vor 35 Jahren gebraucht kaufte, und der Jahrzehnte mich und meine Familie wärmte, habe ich meiner Tochter vor fast 11 Jahren geschenkt. Denn sie wohnt in einer Wohnung, die nur Ofenheizung hat, und sie brauchte als werdende Mutter einen unkomplizierten und zuverlässigen Ofen.
hier ein Bild von ihm aus dem Netz.
Diese alten Öfen dürfen nur in den Wohnungen noch gebrannt werden, die über keine anderen Heizmöglichkeiten verfügen, trotz neuer Feinstaubverordnungen. ( die ich im Übrigen sehr sinnvoll finde)
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Das schönste Kaffeekochen der Welt ist das in Finnland. Wenn man dort wandernd unterwegs ist, trifft man auf wunderbare Feuerstätten, mit herrlich sinnigen gusseisernen Konstruktionen zum Schwenken von Kaffeekesseln, Grillgittern oder Kochtöpfen.
Nach der feurigen Rast ist das Löschen genauso wichtig, wie das Rasten!
Meine finnische Freundin besitzt auch diverse Draussen- Kochstellen. Unter anderem ein Dreibein mit großem Pott für Suppe oder Spülwasser und den sogenannten "Robert", einen Ofen mit langem Rohr, einem Feuerraum, einer riesigen 2 cm dicken Gusspfanne sowie einer Räuchertonne, die man über den Feuerraum stülpen kann. Robert heißt der Schmied, der diese tolle Herde baut. Darum. Nirgends kochte ich glücklicher!
Wenn der Winter geht, das Licht kommt, die Kinder alle Eier gefunden, das Osteressen verdaut ist, machen wir uns beim Dunkelwerden in Besenhausen auf den Weg zum Pferdeberg, unserem Hausberg. Dort wird der riesige Haufen aus Baumschnitt vom letzten Jahr in Brand gesetzt, man steht, quatscht, wird warm, trinkt Schnaps, isst Eier, tanzt, passt auf, dass die Kinder nicht verbrennen, freut sich an den Menschen, am Feuer, am Versprechen des neuen Lebens überall.
Ein Fest. Alles ist gut.
Kerzen, diese kleinen Feuerstellen, sind für mich Begleiter fast an jedem Tag.
Oft gehe ich in den schönen Dom hier in Münster und mache unter dem beeindruckend großen Zeh des (nicht mehr heiligen) Christopherus'
ein paar Kerzen an für alle, die unterwegs sind. Wie wir alle ja eigentlich.
Ein Gottesdienst ist für mich undenkbar ohne Kerzen, nicht nur an Weihnachten. Die Mitte, das Verbindende, ist das Licht.
Und das hat viele Farben....
Ebenso undenkbar am 1. November, wenn auf den Friedhöfen tausende von Lichtern von Liebe und Hoffnung zeugen.
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Wenn ich in unserem Erzählzelt Geschichten erzählte, dann immer erst, nachdem ich eine Kerze angezündet hatte. Als Ersatz für ein größeres Feuer sozusagen.
Das Feuer war immer schon der Ort, an dem erzählt wurde, an dem gelernt wurde, gelauscht, phantasiert, gelacht, gesungen, übertrieben, gestritten, erzogen, gesungen, das Essen bereitet und gemeinsam gegessen....die Ursuppe unserer Kultur.
die Öffnung im Dach unseres Erzählzeltes, eigentlichals Rauchabzug gedacht...
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Im Header meines Blogs seht ihr übrigens auch ein kleines Feuer. Lichtgefäße produziere ich schon lange.
Aus Keramik, im Feuer gebrannt,
aus Papier,
aus Tetrapak,
Laterne Laterne...
sternengefaltet,
geflochten,
genäht.
Genauso, wie mein Ofenfeuer liebe ich das Lagerfeuer im Sommer. Am liebsten mit sangesfreudigen Menschen und der Gitarre im Arm.
Und dann: singen, in die Flammen schauen, einen Schluck Wein trinken, weitersingen, Funken im Sommerhimmel. Stundenlang, bis die Wolken wieder lila sind.
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Dass uns einmal am 3. Advent fast die Wohnung abgebrannt ist und ich noch heute dem Schutzengel meiner jüngsten Tochter danke, dass nichts wirklich Schlimmes passiert ist, hat mich nochmal großen Respekt vorm Feuer gelehrt.
Ich schaue nun sorgfältiger auf meine großen und kleinen Flammen, schaue, dass sie sicher stehen und nichts anbrennen kann.
Trotzdem gibt es kein Weihnachten ohne echte Bienenwachskerzen am Christbaum. Niemals!
So, nun setze ich mich ein wenig ans Feuer und lasse den vergangenen Tag noch mal an mir vorbeiziehen.
Dir, liebe Astrid, Dank für die Anregung!